Der Mensch ist systemrelevant

Ein Jahr SARS-CoV-2. Wir hangeln uns durch die Pandemie wie eine Wandergruppe, der man zehn Mal erzählt hat, bis zum Ziel daure es nur noch eine halbe Stunde und die fünf Stunden später langsam die Schnauze voll hat. Keinen Schritt weiter zu gehen ist allerdings auch keine Alternative. Das Virus ist ein Arschloch. Andererseits könnte es uns helfen zu erkennen, was nicht gut läuft.

Was machen eigentlich Gesundheitsämter? Vor der Pandemie hätte kaum jemand eine Antwort darauf gewusst. Brauchen wir die überhaupt? Können wir doch einsparen, oder? Dann kam SARS-CoV-2 und alle Welt fragte sich: Warum schaffen die Gesundheitsämter keine Nachverfolgung? Warum faxen die Gesundheitsämter noch Befunde? Warum arbeiten die Gesundheitsämter nicht auch am Wochenende? 

Weil Gesundheitsämter nicht arbeiten, sondern die Menschen, die dort angestellt sind. Und wenn es nicht genügend sind, dann erledigt sich die Arbeit nicht von alleine. Es ist ähnlich wie mit den Intensivbetten. Intensivbetten heilen keine Kranken, sondern es braucht Menschen, die die Maschinen neben den Betten bedienen und die Menschen pflegen und versorgen und trösten, die in den Betten liegen. Wow, was für eine Erkenntnis: Geld allein reicht nicht, es braucht Menschen. Wow.

Der Mensch merkt, dass der Mensch systemrelevant ist. Jeder Mensch. Sogar ein so genannter Querdenker wäre systemrelevant, wenn er sich um Menschen kümmern würde. Sogar Jana-„Ich-fühle-mich-wie-Sophie-Scholl“ aus Kassel wäre systemrelevant, wenn sie anpacken würde. Aber sie redet lieber dummes Zeug.

Wir stochern im Nebel herum. Wo verdammt nochmal stecken sich die Menschen trotz Lockdowns an? Museen, Restaurants, Friseure, Kosmetikstudios, Einzelhändler wurden geschlossen trotz fehlender Datengrundlage. Die fehlenden Daten generieren wir aber nicht durch Zauberei, sondern durch Feldforschung. Da könnte sogar Jana (sie studiere Psychologie, heißt es, was schwer zu glauben ist, aber sei´s drum, auch in diesem Studium lernt man, wie man Studien erstellt … hoffe ich) als Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft helfen, will sagen: Es braucht Menschen, die es machen!

Wir brauchen mehr Tests! Ja, und es braucht Menschen, die es machen!

Wir brauchen mehr Digitalisierung! Ja, und es braucht Menschen, die es machen!

Wir müssen die Impfstoffproduktion hochfahren! Ja, und es braucht Menschen, die es machen!

Wir müssen mehr in Bildung investieren! Ja, und es braucht Menschen, die es machen!

Die Wissenschaft hat innerhalb von einem Jahr das Virus identifiziert, Tests und Impfungen entwickelt. Das alles so schnell wie niemals zuvor. Weil da Menschen sind, die es machen!

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