Humor in Zeiten der Pandemie

Mir vergeht langsam der Humor. Das ist umso schmerzhafter, weil mein Humor nicht angeboren ist. Ich habe ihn mir hart erarbeitet. Zu Hause gab´s nichts zu lachen, es sei denn, Peter Frankenfeld oder Theo Lingen erschienen auf der Mattscheibe. Und wen sieht man heute im Fernsehen? Eben. 

Dass mein Humor flöten geht liegt weniger an der Pandemie als an den komplett humorfreien Pandemieleugnern, Fake News-Verbreitern und an den trostlosen Politiksimulanten der AfD. Kriminelle Querdenker verkaufen gefälschte Impfpässe. Testzentren ohne fachliche Expertise benutzen Tests, für die keine Zulassung vorliegt. Die Zerstörungswut der Menschen baut sich zu einer neuen Welle auf, ob sie exponentiell verlaufen wird ist noch nicht abschließend geklärt.

Oder soll man über Alice Weidel lachen, wenn sie in ihren Auftritten die Rolle einer Domina gibt, die ihre Männerriege einpeitscht? Das wäre was fürs Theater, aber das hat zu. Ansonsten ist Frau Weidel so wenig witzig wie der Spruch „Man wird ja nochmal sagen dürfen!“ Klar darf man! Vorher darf man sogar denken!

Bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler wie Jan Josef Liefers, Ulrich Tukur, Meret Becker, Ulrike Folkerts, Richy Müller, Heike Makatsch versuchten sich letzte Woche unter dem Motto #allesdichtmachen an Humor und scheiterten kläglich. Sie sind jetzt die Lieblinge von Querdenkern, Reichsbürgern, Coronaleugnern, AfD. Sie verhöhnten mit ihren Filmchen die Toten, die Gesundheitsarbeiterinnen, die sich der Pandemie entgegenstemmen und täglich am Rande der Erschöpfung Leben retten, sie verhöhnten alle, die nicht im Homeoffice arbeiten können und alle, die verstanden haben, wie Pandemie funktioniert und was man dagegen tun muss. Wir wissen jetzt immerhin, welche Querspieler nicht die hellsten Birnen an der Lampe sind. Ich habe lange Zeit gedacht, Schauspieler seines etwas Besonderes. Nö, sind sie nicht. Die wollen nur spielen.

Verschwörungslügner erkennt man übrigens neben dem sektenhaft verwirrten Blick daran, dass sie immer das letzte Wort haben wollen und kein Stück selbstironisch sind. Die Ärmsten können zum Lachen nicht mal in den Keller gehen, denn dort haben sie jene Realität weggesperrt, die wir anderen als kleinsten gemeinsamen Nenner teilen: Dass es eine Pandemie gibt; dass Impfen hilft; dass wir in einer Demokratie leben. Mal im Ernst, wer sich hinstellt und behauptet, die Masernimpfung löse Autismus aus und dabei keinen Lachanfall bekommt! Man kann mit denen nicht mal Witze übers Wetter machen, weil sie das gleich wieder mit Klima verwechseln. Die Impfgegner klauen einem jede Pointe, aus der man noch eine Geschichte hätte destillieren können. Mit der Impfung werden den Leuten Chips implantiert? Begreift das als Chance!

Jetzt aber endlich zum Thema: Mein Tipp ist der trockene Humor von „Tiere streicheln Menschen“ mit Martin „Gotti“ Gottschild und Sven Van Thom auf radioeins. Sie sind meine kleinen Helfer aus Berlin, mit denen ich besser durch die pandemischen Wochen komme. Icke wünsche viel Vergnügen.

Tiere streicheln Mensche

++ IDEALKAPITAL KULTURTIPP ++ Jan Delay - Spass ft. Denyo ++