Vertrauen

Vertrauen ist die Grundlage unseres Zusammenlebens. Wir haben nicht die Zeit zu überprüfen, ob das Gemüse und die Eier wie deklariert tatsächlich „bio“ sind, ob unser Strom wirklich „öko“ produziert wird, ob die Kleidung tatsächlich „fair“ hergestellt und gehandelt wurde … Wir könnten die Liste unendlich fortsetzen. Es bleibt uns meist gar nichts anderes übrig, als zu vertrauen.

Vertrauen ist das Lebenselixier der Demokratie. Politikerinnen und Politiker machen es uns allerdings nicht leicht. Schockierend, was die ZDF-Anstaltsshow an „Affären der Union“ zusammengetragen hat, und zwei andere Parteien machen aktuell unrühmliche Schlagzeilen: Olaf Scholz (SPD) ist in den Cum-Ex-Skandal um die Hamburger Privatbank Warburg verstrickt; Politikerinnen und Politiker der Grünen entdecken bislang unentdeckte Zahlungen ihrer Partei. Das einzig Gute an der letzten Geschichte ist, dass Zuwendungen der eigenen Partei nichts mit Korruption zu tun haben.

Die gute Nachricht ist: Die Politik steht uns allen offen. Wir können alle in die Politik gehen, wenn wir das wollen – oder uns in NGOs engagieren. NGOs spielen eine wichtige Rolle, wenn staatliche Stellen ihren Kontrollpflichten nicht nachkommen. Ohne die Deutsche Umwelthilfe wäre der Betrug der Autobauer nie ans Licht gekommen. Ohne Fridays for Future und ihre Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wäre das Klimaschutzgesetz nie korrigiert worden.

Wichtig für das Vertrauen in die Demokratie ist die investigative Presse. Es ist kein Zufall, dass die AfD den seriösen Journalismus unter dem Schlagwort „Lügenpresse“ zu diffamieren versucht, dass sie den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk abschaffen möchte, denn zum Selbstverständnis der Presse in einer Demokratie gehört es, ihren Protagonisten auf die Finger zu schauen und ihren Feinden Paroli zu bieten. 

Es gibt allerdings ein Verlagshaus, dessen Geschäftsidee es ist, die Demokratie mit Kampagnenjournalismus bis an die Schmerzgrenze zu provozieren: Springer. Seit Günter Wallraff in den 1970ern unter dem Pseudonym Hans Esser bei BILD verdeckt recherchierte wissen wir, dass im Hause Springer kein seriöser Journalismus stattfindet. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ganz im Gegenteil. Zuletzt hat die „Welt“ (die früher zumindest versuchte, seriös zu erscheinen) ein auf falscher Dateninterpretation basierendes Positionspapier zur Pandemie veröffentlicht mit dem Ziel, die drohende Überlastung der Intensivstationen als Erfindung zu diskreditieren, die Bedrohung durch die Pandemie als Übertreibung zu deklarieren und damit die Schutzmaßnahmen in die Nähe von Willkür zu rücken. Der Bericht der Rechercheplattform „Volksverpetzer“ dokumentiert, dass für die „Welt“ Fake-Berichterstattung kein Versehen, sondern wohl kalkuliert ist: „Welt feiert ihren Divi-Fake“.

Gut, dass es engagierte Journalistinnen und Journalisten gibt, die Interessen und Verflechtungen transparent machen. Aber demokratisches Engagement sollten wir nicht delegieren. Die Demokratie vertraut auf uns. Das setzt Vertrauen in uns selbst und in die Menschen an unserer Seite voraus. Keiner hat das besser auf den Punkt gebracht als Ernest Hemingway: „Der beste Weg herauszufinden, ob man jemandem vertrauen kann, ist ihm zu vertrauen.“ 

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