Every Day for Future

Die Hochwasserkatastrophe hat Deutschland im Westen, Süden und Osten im Griff. Menschen sterben. Häuser werden zerstört. Herr Laschet lacht. Shakuntala Banerjee trifft den AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen zum ZDF-Sommerinterview.

Shakuntala Banerjee fragt Herrn Meuthen nach dem Klimakonzept seiner Partei. Im Wahlprogramm stünde, wir sollten uns an die veränderten Bedingungen anpassen wie Pflanzen und Tiere, und Shakuntala Banerjee stellt Herrn Meuthen eine ganz einfache Frage: „An welches Tier denkt ihre Partei da?“ Herr Meuthen: „Ich bin kein Biologe und habe diese Passage nicht mitverfasst.“ Frau Banerjee: „Pro Tag sterben 150 Tierarten aus, wahrscheinlich auch aufgrund von klimatischen Veränderungen.“ Touché! Dass das intellektuelle Niveau der AfD nicht zu unterbieten ist, ist keine Überraschung, sondern dass in den Umfragen immer noch 10% diese Partei wählen wollen.

Während in Deutschland der Klimawandel hinterfragt wird, werden international Fakten geschaffen. BlackRock, der weltweit größte Vermögensverwalter, rief vor kurzem Unternehmen auf, sich mehr um Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu kümmern: „Die Erkenntnisse über das Klimarisiko zwingen Investoren dazu, die Kernannahmen über die moderne Finanzwirtschaft neu zu bewerten.“ Das heißt übersetzt: die mächtigen Investoren beginnen, ihr Geld unter der Prämisse „Klimarisiko ist ein Investmentrisiko“ neu anzulegen. BlackRock hat in den letzten zehn Jahren schätzungsweise 90 Milliarden Dollar verloren, weil es nicht schnell genug von fossiler auf regenerative Wirtschaft umgesteuert hat. Wenn schon Argumente wie Gesundheit und Biodiversität die Leugner des Klimawandels nicht tangieren, die Neuausrichtung der Finanzmärkte sollten ein überzeugendes Argument sein. Denn dort, wo diese ihr Geld investieren, dort liegt ökonomisch die Zukunft: Bei den regenerativen Technologien und Industrien. Nur der deutsche BlackRock-Lobbyist Friedrich Merz hat das noch nicht verstanden.

Da hilft es auch nicht, wenn die Vertreter der fossilen Wirtschaft das irreführende Argument wiederholen, Deutschland trage nur 2% zur weltweiten CO2-Emission bei, deshalb seien unsere Anstrengungen, diese zu reduzieren, unnötig, weil ja Länder wie China … wir wissen, wie der Satz endet. Unsere 2% bedeuten aber, dass wir mit unseren Emissionen an 6. Stelle aller 195 Staaten der Welt liegen! Da lohnt dann auch ein Blick auf die CO2-Emission pro Kopf, die uns mit 9 Tonnen pro Jahr auf Platz 28 sieht. China liegt mit 8 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr hinter uns auf Platz 36. 

Aber es macht wenig Sinn, für ein globales Problem nationale Rechnungen aufzumachen. Die individuelle Pro-Kopf-Bilanz ist der Wert, mit der wir die Konsequenzen unseres persönlichen Lebensstils für das Klima offenlegen und konkret etwas verändern können. Die Zeit des Selbstbetrugs ist vorbei.

Was tun? Dazu hat Claudia Kemfert ihr lesenswertes Buch „Mondays for Future“ geschrieben, dem ich die Fakten über BlackRock entnommen habe. Kemfert ist Energie- und Klimaökonomin und leitet die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. „Monday for Future“ ist ein wunderbares Buch für Einsteiger und zeigt mit praktische Handlungstipps, was wir fürs Klima tun können. 

„Nicht ich. Nicht jetzt. Nicht so. Zu spät.
„Nicht ich. Nicht jetzt. Nicht so. Zu spät." Mit welchen Sätzen Klimaschutz (aus)gebremst wird.“ 
Die Grafik zum Downloaden findet sich auf klimafakten.de

++ IDEALKAPITAL KULTURTIPP ++ Die erste Ausstellung des achteintel—LitfassMuseum findet vom 23.07. bis zum 02.08.2021 in Karlsruhe statt. ++ Auf 12 Litfaßsäulen werden Werke von Carolin Segebrecht, DEAR DEER ART CONSPIRACY, Chiharu Koda, DOME, Jana Gruszeninks und Michael Gibis ausgestellt. ++ Die Ausstellung wurde durch den Beitrag von 142 Unterstützer*innen als Crowdfunding Projekt finanziert. ++ achteintel.org ++