Impfen und Homöopathie
Unter den 10% der Menschen, die in Deutschland die AfD wählen … Sorry, vertippt, nochmal von vorne: Unter den 10% der Menschen, die in Deutschland eine Impfung gegen Corona ablehnen, soll es drei Gruppen geben: Die Uninformierten, die Demokratiefeinde und die Fraktion der Naturheilkundler, Heilpraktiker und Homöopathie-Fans.
Den Uninformierten stehen seit fast zwei Jahren so viele qualifizieret Informationen zur Verfügung, dass es ein absolutes Rätsel ist, warum man noch uninformiert sein kann. Okay, wenn man Telegram als Quelle nutzt, dann ist und bleibt man desinformiert. Die zweite Gruppe der Demokratiefeinde ist ein Fall für den Verfassungsschutz. Die impfkritischen Homöopathie-Fans sehe ich in der Diskussion vernachlässigt, deshalb möchte ich sie heute ansprechen.
Liebe Homöopathie-Fans, ich bin Arzt, habe mich mit Homöopathie beschäftigt und kann entsprechend der Lehre der klassischen Homöopathie nach Samuel Hahnemann ein Heilmittel repertorisieren. Ich weiß, dass Homöopathie wirken kann, obwohl es leider keine Studien gibt, die das belegen.
Ich weiß, dass HomöopathInnen Impfungen kritisch gegenüberstehen. Dabei folgen Impfen und Homöopathie einem ähnlichen Prinzip. In der Homöopathie gilt „Similia similibus curantur“, Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt. Beim Impfen lautet das Prinzip: Gleichem wird mit Gleichem vorgebeugt. Die Impfung ist ja eigentlich kein Heilmittel, sondern ein Mittel der Prävention. Impfen wird eingesetzt, bevor man erkrankt. Wer geimpft ist hat davon eine fantastische Langzeitfolge: Er erkrankt nicht an der Krankheit, gegen die er geimpft ist. Eine der großartigsten Erfindungen der modernen Medizin.
In der Homöopathie wird ein homöopathisches Mittel aus einem Naturstoff (Tier, Pflanze, Mineral) in Verdünnung (die Homöopathie spricht von Potenzierung) verabreicht. Beim Impfen wird ein Naturstoff, ein Virus, in abgeschwächter Form oder ein Bruchstück des Virus verabreicht. Ziemlich ähnlich, oder?
In beiden Fällen soll der Körper auf das verabreichte Mittel reagieren. Beim Impfen tut er das, indem er Antikörper bildet, die ihn vor der Erkrankung, die das echte Virus auslösen kann, schützen. Bei der Homöopathie ist der Mechanismus, der im Körper abläuft, bis heute nicht klar, aber die Grundidee ist ähnlich wie beim Impfen. Nur wissen wir nicht, wie und warum Homöopathie wirkt, wenn sie wirkt. Komisch, dass das Homöopathie-Fans nicht verunsichert.
Bevor eine Impfung zugelassen wird, müssen eine ganze Menge Studien durchgeführt werden, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs zu belegen. Bei homöopathischen Mitteln ist das leider nicht der Fall, die Studienlage so dünn, dass man sie homöopathisch nennen könnte. Kleiner Scherz, sorry.
Jedenfalls würde ich – ich weiß nicht, wie es euch geht, liebe Homöopathie-Fans – wenn ich die Wahl hätte mich lieber mit etwas behandeln lassen, das gut untersucht und dessen Wirkung belegt ist, als mit etwas, auf das das nicht zutrifft. Da sehe ich beim Schreiben gerade: die Impfquote von Gibraltar beträgt 100% und der Anteil von Corona-Patienten auf Intensivstationen beträgt Null. Finde ich überzeugend.
Nun sind euch die neuen mRNA-Impfstoffe suspekt und einige von euch warten lieber auf klassische „Totimpfstoffe“. Ein unsympathischer Begriff, wie ich finde, aber wenn’s hilft, und das tut’s ja … Aber worauf ich eigentlich hinaus will: Früher habt ihr Totimpfstoffe abgelehnt, weil sie Adjuvantien enthalten. Adjuvantien sind Hilfsstoffe wie z.B. Aluminiumsalze, die die Wirkung des Impfstoffs erhöhen, also Zusätze, auf die das Immunsystem stärker anspringt, als wenn man nur tote Viren verabreichen würde. Zusatzstoffe. Aluminium. Darauf wartet ihr jetzt? Ernsthaft? Die modernen mRNA-Impstoffe benötigen das nicht. Sie sind im Gegensatz zu den klassischen Impfstoffen geradezu bio.
Es gibt nur eine – in Ziffern: 1 – medizinische Kontra-Indikation gegen Impfungen: Eine Allergie gegen einen Inhaltsstoff. Und da die Inhaltsstoffe in den mRNA-Impfstoffen extrem reduziert sind gegenüber den klassischen Impfstoffen ist diese neue Impfung nicht nur sicher, sondern auch gut bekömmlich. Klingt nicht nur gut, ist auch gut.
mRNA-Impfstoffe wurden weltweit über 7 Mrd.-mal ohne gravierende Nebenwirkungen verimpft. Nebenwirkungen, die länger als wenige Tage nach einer Impfung auftreten, sind bisher weder bei der mRNA-Impfung noch bei irgendeiner anderen „klassischen“ Impfung aufgetreten. Impfdurchbrüche (symptomatische Covid-Infektion bei Geimpften) ergeben sich aus der bekannten Tatsache, dass keine Impfung zu 100% sicher vor Erkrankung schützt. mRNA-Impfstoffe schützen aber zu 80-90% vor schweren Verläufen. Ich finde das überzeugend.
80-90% der auf den Intensivstationen behandelten Covid-Erkrankten sind ungeimpft. Es gibt keinen besseren Grund, sich einen mRNA-Impfstoff verabreichen zu lassen. Denn Ungeimpfte haben auf der Intensivstation eine Überlebenschance von 50%. Fiftyfifty ist für mich nicht überzeugend.
Abschließend: Was die Veränderung der DNA angeht, nein, das machen mRNA-Impfstoffe nicht. Viel größer ist der Einfluss von Viren auf die Menschliche DNA. Man schätzt, dass 8% des menschlichen Genoms von Viren stammen. Von echten lebenden Viren! Nicht von Impfstoffen mit toten Viren oder Virenbruchstücken. Ist es also nicht viel sinnvoller, sich gegen Viren impfen zu lassen, als sich ihnen schutzlos auszuliefern? Ich finde eindeutig: Ja.
Nun gibt es noch eine weitere Form der Medizin mit homöopathischen Mitteln, das ist die anthroposophische Medizin. Ihr Begründer Rudolf Steiner hat die klassische Homoöpathie genommen, eigene Glaubenssätze untergerührt und daraus Heilmittel komponiert. Wie erleuchtet Rudolf Steiner auch immer gewesen sein mag, auch für die anthroposophische Medizin gilt: Die Studienlage ist zu dünn, um vertrauenswürdig zu sein. Liebe Anthroposoph*innen, wenn ihr euch und euren Kindern was Gutes tun wollt: Lasst euch impfen.
Überhaupt ist ein grundsätzliches Phänomen der Naturheilkunde: Heilpraktiker empfehlen Diagnoseverfahren und Therapien, für die keine belastbaren Studien vorliegen. Was sie für die Schulmedizin zu Recht einfordern und was die Schulmedizin auch liefert, nämlich eine schlüssige Studienlage, das bleibt die Naturheilkunde meist schuldig. Und die VerbraucherInnen? Haben Sie schon Mal im Drogeriemarkt nach der Studienlage zu den Vitaminpillen gefragt, die dort angeboten werden?
Für das Impfen haben wir seit 1796, der ersten Impfung durch den britischen Arzt Edward Jenner, eine immer breitere und detailliertere Daten- und Studienlage. Die Impfung wäre heute längst verschwunden, wenn sie zu gefährlich wäre oder nicht wirken würde. Dagegen werden in der Naturheilkunde Methoden angewendet, die keiner kritischen Prüfung Stand halten. Das ist vielleicht auf eine spezielle Art vom Glauben her gut begründet, aber nicht wissenschaftlich. Sicher ist: Impfen schützt, Impfen rettet Leben.
Ich habe nichts gegen NaturheilkundlerInnen, nichts gegen Homöopathie-Fans, nichts gegen HeilpraktikerInnen – wenn sie ihre Grenzen kennen. In diesem Sinne: Lasst euch impfen und empfehlt das Impfen. Das ist der einzige Ausweg aus der Pandemie.
++ InterviewTipp ++ Interview mit Oliver Nachtwey, Uni Basel, Soziologe, zu niedrigen Impfquoten auf Deutschlandfunk ++
Corona-Impfpflicht JETZT! Petition auf Campact bitte unterschreiben & andere dazu einladen.
Danke! Impfen schützt, Impfen rettet Leben.
++ KulturTipp ++ TERRA NOVA – ROBBIE CORNELISSEN 29.10.21 – 13.03.22 Kunsthalle Mannheim. Futuristische, architektonische Zeichnungen des Niederländers Robbie Cornelissen, der als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Zeichner gilt. ++