Post Covid

Das Virus hat einige Themen in den Hintergrund gerückt, die vor Januar 2020 virulent waren. Kompetenzattrappen wie Andi Scheuer oder die professionelle Indisponiertheit von Julia Klöckner, bei der man das Gefühl hat, der einzige Sinn ihres Ministerinnendaseins bestehe darin, sich für einen Posten bei Nestlé anzubiedern. Bei Andi Scheuer hält man nicht einmal das für möglich. Wer nimmt den? Wofür? Wirecard wäre eine Option gewesen, eine Firma, die mit Luftnummern handelte wie Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg. Verdient der Mann sein Geld mit seinem Namen? Ja, denn laut einer alten Kulmbacher Volkstradition muss man nach jeder Luftnummer einen Vornamen abgeben.

Wenden wir uns ernsten Themen zu. Klimawandel. Läuft weiter, außer bei der AfD. Das Flugverbot während des Covid-Lockdowns hat zu einem erstaunlich ungestört blauen Himmel geführt. Beim Spazierengehen ungläubiges Staunen ob der fehlenden weißen Streifen. Dagegen planen wir doch schon alle unsere nächste Flugreise, nicht wahr? Wir haben doch jetzt quasi Pandemie-Bonusmeilen, nachdem wir 2020 am Boden geblieben sind, oder? Es wird sich nichts verändern. Doch: Es surren zunehmend Elektroautos durch die Straßen. Schön leise, ein Genuss für die Menschen in der Stadt.

Reichtum. Die Regierung hat für Covid-Hilfen Geld generiert, von dem sie vorher behauptet hat, es gäbe es nicht. Damit sind wir Zeugen geworden einer wundersamen Geldschöpfung, die gar nicht so wundersam ist, es sei denn man glaubt noch daran, dass für jeden Euro oder Dollar ein Stückchen Gold in Fort Knox hinterlegt ist. Ist es nicht, seit US-Präsident Richard Nixon am 15. August 1971 die Goldbindung des Dollar aufhob. Aber auch schon früher war Geld eher Vertrauenssache als konkreter Gegenwert für Tulpen oder Glasperlen. Die wundersame Geldschöpfung entsteht in Form von Buch- oder Giralgeld mit der Vergabe von Krediten. Wer Schulden macht trägt also zu einer Vermehrung der Geldmenge bei und dieses System funktioniert so lange, solange die Schulden auch bedient werden. Bei Donald Trump wird das nicht der Fall sein, deshalb stellt sich die Frage, ob die Deutsche Bank ihn überlebt.

Jedenfalls soll das Vermögen der zehn reichsten Männer, ja, Männer, seit Februar 2019 um eine halbe Billion US-Dollar auf 1,12 Billionen US-Dollar gestiegen sein. Damit könnte man die ganz Weltbevölkerung gegen Covid durchimpfen. Aber es gibt ja nicht genügend Impfstoff, und wir sollten nicht unbescheiden sein, es wäre schon okay, wenn wir in Deutschland durchgeimpft würden. Oder, wie die AfD sagen würde, jeder Deutsche. Obwohl es laut AfD Corona gar nicht gibt. Das ist das klassische Faschisten-Paradoxon: Auch wenn es Corona nicht gibt steht jedem Deutschen eine Impfung dagegen zu. Sie sitzen ja auch im Parlament, obwohl sie die Demokratie zerstören wollen.

Der Höhepunkt der Woche war die Rede von Charlotte Knobloch zum Holocaust Gedenktag am 27.01.2021 im Bundestag. Sie erzählte vom Leben ihrer Familie als patriotische Deutsche, als Opfer des Nazi-Terrors. An die AfD gewandt sagte Charlotte Knobloch: „Sie werden weiter für Ihr Deutschland kämpfen. Und wir werden weiter für unser Deutschland kämpfen. Ich sage Ihnen: Sie haben Ihren Kampf vor 76 Jahren verloren!”

Die zweite Rede hielt Marina Weisband. Die AfD hatte ihr im Vorfeld das Wort verwehren wollen. Marina Weisband: „Jede Unterdrückung lebt davon, dass sie für die nicht betroffenen unsichtbar ist.“

Schärfen wir unseren Blick. Passen wir auf unser Land auf.